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Wanderer zwischen den Welten

07.06.2012 22:05:56

Eigentlich kann ich im Moment gar nicht über das Leben in Luxor berichten, da ich ja in der Schweiz bin. Dennoch drängen sich Vergleiche auf. Ganz krass empfinde ich es, dass hier selten jemand lächelt oder herzhaft lacht. Was ist denn mit den Menschen los? Abgesehen von den Härtefällen, die es auch hier gibt, geht es doch allen gut! Warum sieht man so gar keine Lebensfreude? Oder wenn doch mal, dann ist sie oft alkoholbedingt.

Ok, ich war zwischenzeitlich in Südfrankeich am jährlichen Zigeunertreffen, wie jedes Jahr. In diesen Tagen und Nächten herrscht jeweils Lebensfreude pur. Mit Begegnungen, Musik und Lachen. Seltsam, dass ich mit einigen immer ins Arabische falle statt ins Spanische oder Französische. Es gibt so viele Parallelen...Aber ich will ja nicht davon berichten...c'est une autre histoire...

Grundsätzlich liebe ich den europäischen Frühling. Alles wird grün, es blüht und die Vögel zwitschern. Momentan regnet es und ist gerade mal 17C "warm". Von Luxor gibt's die Meldung von 50C!!!
Trotzdem sitze ich im Garten von Alexs Haus, denn drinnen fühle ich mich eingesperrt. Ausserdem mag ich das Geräusch des Regens und wünschte mir, ein Bruchteil davon ginge über Luxor nieder. Einfach um die Luft vom Staub zu reinigen, wie auch Pflanzen, Häuser und Strassen. Aber Petrus hat da leider kein Einsehen...

Heute habe ich Alex Mutter vom Bahnhof abgeholt und sie nach Hause gebracht. Schon im Bus sind mir die grau, blau und schwarz gekleideten Herren mit Krawatte aufgefallen, die eine Wichtigkeit ausstrahlten, deren Grund unersichtlich war und die sofort weiter eilten zum nächsten Meeting oder zum Zug.
Nachdem ich die Mutter in Empfang genommen hatte, gaaaaanz langsam mit ihr durch den Bahnhof  zum Taxistand ging, um bequem nach Hause zu fahren, empfing uns ein Taxifahrer offensichtlich ausländischer Herkunft, ich vermutete Balkan. Sein zerfurchtes Gesicht schien nie ein Lächeln zu erhellen, denn er fluchte dauernd in seiner Sprache vor sich hin. Etwas provozierend fragte ich: wie bitte? Aber er antwortete nicht und verzog auch keine Miene. Na dann, dachte ich mir....

Der anschliessende Stadtbummel brachte nichts weiter als ein leeres Portemonnaie, obwohl inzwischen die Sonne schien und mir in meinen Timberlands plus Socken ziemlich warm wurde. Ich war froh, zurück in Alexs Garten zu sein, die Sonne auf der Haut zu spüren, das provenzalische Nachtessen vorzubereiten und einfach den Moment zu geniessen.

Es wird immer deutlicher: keiner hat Zeit, keiner weiss, was Musse bedeutet. "Untätige" Momente werden mit sinnvollen oder oft auch sinnlosen Aktivitäten gefüllt, denn wer nicht aktiv ist, ist nichts. Im Vergleich dazu ist das Leben in Luxor trotz allem bunter und fröhlicher. Natürlich ist es auch eine Zwangssituation: keine Touristen = keine Arbeit = kein Einkommen. Da hat man alle Zeit der Welt...und dennoch ist es eine andere Qualität. Eine Qualität, die ich hier vermisse!

Ich weiss echt nicht, ob ich wirklich zwei Monate hier bleibe. Die Woche über arbeiten eh alle, um dann am Wochenende alles reinzupacken, was nur geht und über die Stränge zu schlagen. Lange Zeit war das ja auch mein Leben, heute sehe ich es mit der nötigen Distanz. Ich brauche dieses Überangebot an Freizeitvergnügen nicht mehr. Ich muss nicht mehr immer aktiv sein und bin dennoch ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft...zumindest in Luxor.

So sitze ich denn zwischen zwei Stühlen...ein Wanderer zwischen den Welten!

 

Welcome to Switzerland

19.05.2012 13:04:52

Eigentlich war alles bestens gelaufen!
Die Wohnung war aufgeräumt, alles abgedeckt wegen dem Staub, alle Stecker ausgezogen, alle Wasserhähne zugedreht, die Gasflasche abgehängt und der Müll entsorgt. Yasser war pünktlich erschienen und hatte mich zum Flugplatz gebracht.

Der erste Stolperstein waren die 29,3 kg, die mein Koffer auf die Waage brachte. Was??? Dabei hatte ich doch derart minim gepackt. Nun ja, Djamal hatte mich gebeten, etwas für jemanden mitzunehmen. "Nur ein paar Gewürze" entpuppten sich als mindestens 3kg. Der Tisch für meinen "Neffen" war auch kein Leichtgewicht. Ich zahlte also munter LE 400.- für Übergepäck!

Im Duty Free kaufte ich ebenso munter Zigaretten ein: meine Marke im Doppelpack, die für meinen Sohn und da die spezielle meiner Tochter ebenfalls erhältlich war, musste auch die mit. Nein, ich habe dabei nichts überlegt...

Nächster Stolperstein war die Flasche Wein für Alex im Handgepäck, die ich des Gewichtes wegen aus dem Koffer genommen hatte. Nein, ich habe dabei nichts überlegt...und musste die Flasche abgeben!

Der Zwischenhalt in Sharm el Sheik verursacht mir regelmässig Schreikrämpfe...ehm, innerliche...angesichts der Massen an Badetouristen. Immerhin Gelegenheit für eine Zigi Pause.
Da der Tag lang werden würde, hatte ich mir vorgenommen, an Bord statt des Sandwiches eine Mahlzeit zu kaufen. Als es soweit war, hiess es, genau dieses Menu sei ausverkauft...das andere konnte ich nicht nehmen, weil es Tomaten enthielt (Tomaten Allergie). OK, dann halt doch Sandwich...aber bitte eines ohne Tomaten!

Später wurde der *Laden* vorbeigerollt und ich wollte die digitale Gepäckwaage...siehe Übergepäck...ist ausverkauft. Nööö, nicht schon wieder?! Nun, es kam noch eine zum Vorschein, also zumindest hier ein klitzekleines Erfolgserlebnis.

In Zürich gelandet hiess es erstmal warten, da es einen Notfall gegeben hatte und die Sanitäter zuerst die betroffene Person abholen mussten. Danach hiess es warten bei der Gepäckausgabe. Das Gepäck kam einfach nicht...ebenso wenig eine Information. Und meine Kinder warteten...

Endlich hatte ich die fast 30kg auf den Wagen gehievt, den Bordkoffer und die Zigaretten verstaut und bewegte mich Richtung Ausgang, wie immer durch jenen Ausgang, über dem *Nichts zu verzollen* steht. Aber da stand links ein Mann, der dem Mann rechts ein Zeichen gab, der wiederum mich bat, ihm zu folgen. Ehm, was jetzt?
Koffer öffnen. OK, kein Problem, ich habe ja nichts zu verbergen. Alkoholika hatte ich nicht dabei, Geschenke über Wert auch nicht. Die Stange Marlboro hatte ich völlig vergessen....
Auch den Tabak für die Wasserpfeife, der in Djamal's Sachen war, hatte ich nicht beachtet. Tja, da hatte ich nun viel zu viel Tabak und das Schlimmste am Ganzen war, ich hatte das nicht mal ordnungsgemäss anmelden und verzollen wollen, da ich ja durch den falschen Ausgang gehen wollte. Quasi in flagranti beim Schmuggeln ertappt!!!

Ich weiss, ich hatte irgendwo mein Gehirn ausgeschaltet, denn ich hätte sowohl dies mit dem Wein im Handgepäck wie auch die Menge an Tabakwaren wissen müssen. Dennoch: mir blieb die Wahl, die Zollgebühr zu zahlen und die Zigaretten mitzunehmen oder sie dort zu lassen. Nee, und dann nochmal kaufen?
Also zahlte ich CHF 145.- Zoll und CHF 280.- Strafe für das Nichtanmelden zollpflichtiger Waren.

Welcome to Switzerland!