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Sauberkeit

05.02.2012 16:32:22

Mir fällt auf, dass die Strassen längst nicht mehr so sauber sind wie vor einem Jahr. In der gleichen Strasse findet man saubere Abschnitte und solche, in denen der Müll sich häuft. Von den allgegenwärtigen, streunenden Katzen auf der Suche nach Nahrung aufgerissene Müllsäcke.

Ich frage S. danach, denn die Müllabfuhr und der Strassenreinigungsdienst waren eine gute Sache. Jetzt, im noch gemässigten Klima mag es ja noch gehen. Was aber wird, wenn die Hitze kommt?
Laut S. bezahlen Hauseigentümer einem Jungen ein paar Pfund, damit er Gehsteig und Strasse vor dem Haus sauber hält. Oft sieht man auch alte, klapprige "Pickups" mit ebenso alten, klapprigen Männern drauf, die Müllsäcke einsammeln. Diese arbeiten sozusagen auf "privater Basis" und sortieren den Müll anschliessend, um Brauchbares zu verkaufen.

Solche Container sah man anfangs in den Strassen. Die wenigen verbliebenen sind verbeult oder wurden angezündet.

Seit der Revolution gibt es keine städtische Müllabfuhr mehr, es gäbe kein Geld mehr dafür, heisst es. Der letzte Gouverneur, der diese eingeführt hatte, wurde abgesetzt mit der Anklage, er habe in die eigene Tasche gewirtschaftet. Ob dies stimmt, kann ich nicht beurteilen, Tatsache ist - aus meiner Sicht - dass er in Luxor vieles verbessert hat.

 

 

Veränderungen

25.01.2012 18:34:46

Heute habe ich endlich mit einer Schweizerin telefoniert, die seit einigen Jahren hier lebt und habe mir von ihr von den Veränderungen in Luxor seit der Revolution erzählen lassen. 

Ganz deutlich wird dabei, dass es keine Polizei als Ordnungshüter gibt. Jeder macht wie er will und dies ohne Konsequenzen. War die Polizei zu Mubaraks Zeiten wegen ihrer Willkür verhasst, so scheint sie jetzt mit Abwesenheit zu glänzen. In Folge der Ereignisse vor einem Jahr haben sich offenbar zwei Mafia ähnliche Gruppen gebildet, die höchst kriminell agieren. Entführungen, wie der Fall des Sohnes eines reichen Händlers von Haushaltwaren, kämen immer wieder vor. Überfälle auf Automobilisten, die das Pech haben, nachts auf Wüstenstrassen oder nach Hurghada zu fahren, die gezwungen werden, ein Papier zu unterschreiben, dass sie ihr Auto an die Überfallenden verkauft hätten. Um nur einige Vorfälle zu nennen.

Handtaschendiebstahl per Motorrad hört sich dagegen wie ein Bubenstreich an. Viele Junge rasen in überhöhtem Tempo durch die z.T. engen, bevölkerten Strassen, ohne Rücksicht und keiner hält sie auf.

Dazu kommt, dass es in Luxor weder eine lokale Zeitung noch einen TV Sender gibt, der solche Vorkommnisse publik machen könnte. Sämtliche Informationen stammen von der in Kairo ansässigen Al Ahram und dem staatlichen Fernsehen. Mittlerweile ist bekannt, dass diese auch jetzt noch zensurieren und das ägyptische Volk keine unzensierten Informationen erhält. Der Süden hier scheint vergessen, alles läuft über *hören-sagen*.

Korrektur: es gibt eine Zeitung in Luxor, allerdings nur auf Arabisch.

Aus den Reihen der Aktivisten in Kairo kommen denn auch Gegendarstellungen zu den von der Regierung verbreiteten Informationen, besonders wenn es sich um die Geschehnisse auf dem Tahrir Platz handelt. Sie wissen sich zu organisieren und halten sich auch nicht zurück. Nur - man muss nach diesen Informationen suchen!

In Luxor habe ich diesbezüglich weder etwas gesehen noch gehört. Ich bin aber sicher, dass es auch hier Menschen gibt, die die Ereignisse in der Hauptstadt verfolgen oder gar selber aktiv sind. Nur habe ich bisher noch niemanden kennen gelernt.

Die erste Sitzung des gewählten Parlamentes wurde mit grossem Interesse am Fernsehen verfolgt. Da meine Sprachkenntnisse noch nicht ausreichen, musste ich mich auf meine (subjektiven) Eindrücke verlassen. Eine sehr emotionale Sache, würde ich sagen, die der Vorsitzende nur schwer im Griff hatte. Keine leichte Aufgabe bei einer Versammlung von 300-400 Menschen, von denen jeder sich hervortun wollte. Man möge mir verzeihen, aber oft erinnerte mich das Ganze an eine Klasse mit Erstklässlern, die nur schwer im Zaum zu halten sind.

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Stimmung in Luxor

09.01.2012 11:57:26

Es ist ruhig in der Stadt, ungewöhnlich ruhig. In den Häusern und Strassen erwacht das Leben gegen Mittag, zumindest in unserem Quartier, das immerhin ziemlich zentral liegt. Die Stimmung ist in etwa vergleichbar mit einem Sonntag in einer Schweizer Stadt. Wenig los...

Über die politische Stimmung und Situation muss ich mich erst informieren. Meine Frage, ob es eine Tageszeitung nur für Luxor gäbe, wurde verneint. Da muss ich wohl auf die englische Ausgabe von Al Ahram zurückgreifen. Zu diesbezüglichen Gesprächen ist es noch nicht gross gekommen, die kann man auch nicht forcieren. Das braucht Zeit.

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